Die sozialen Netzwerke in Zukunft – Teil 2

Auswertung der Social Media Plattformen: Der Pinguin macht das bisher unsichtbare Sichtbar für die Google Crawler

Denn ab hier wurde auch das Feedback aus sozialen Netzwerken, bevorzugt aus dem hauseigenen „Google+“ und anderer Produkte des Konzerns für die Bestimmung von Popularität, Relevanz und Qualität einbezogen. Der erste Schritt zu einem automatischen und durch die dynamischen Faktoren des Schwarmverhalten der User bestimmtes Rankingsystem für die Bereitstellung von Suchergebnissen auf den Google SERPs (Search Engine Result Pages) war nun getan. Das Beste daran, zumindest für die Google Inc.: Die neuen Kriterien würden sich vor allem auf eigenem Grund erfassen lassen, bestehende Verhaltensprofile nun auch für das Ranking nutzen und sich vollkommen von Google kontrolliert finden.

Eine nicht allzu unrealistische Mutmaßung: Was könnte der Untergang von Facebook für das Internet bedeuten?

Betrachtet man die Fakten in ihrer Gesamtheit, sieht die Zukunft des Internets in der Form, wie wir es bisher erlebt haben, gewissermaßen auf Messers Schneide. Es ist weithin anerkannt, dass ein großer Anteil – oft wird er mit rund 80% angegeben – aller Suchanfragen im Internet direkt über die Suchmaske der Google Suche getätigt wird. Bereits heute bestimmen zunächst die Maßgaben der Algorithmen der Suchmaschine, was der Großteil der Internetnutzer zu sehen bekommen und was ihnen verborgen bleibt. Ein Umstand, der solange zunächst nachrangig und weitgehend unbedenklich bliebe, bliebe Google bei der klassischen Methode des Ranking von Webseiten. Was es eben nicht bleibt und zunehmend gegen die Möglichkeiten des SEO vorgeht, welche sich außerhalb der Kontrolle und vor allem der Erfassbarkeit der Suchmaschine, über das Crawling selbst hinweg, befindet.

Damit einher geht die progressive Vorgehensweise, das eigene Plattform für Social Networking, Google+ durch seine Verknüpfung mit anderen Diensten von Google. Ohnehin ist die schleichende Zusammenführung von früher getrennten Nutzerkonten der Zukäufe für die Google-Armada ein bedenklicher Prozess: Wer früher ein YouTube-Konto besessen hat, erfreut sich heute Ausweglos eines vollwertigen Google-Accounts, ob er will oder nicht. Ebenso verhält es sich mit allen anderen Diensten. Ein Konto für alle Dienste. Hier wendet der Suchmaschinen-Dienstleister gewissermaßen Sanfte Gewalt an, um den Nutzer zur Adaption des ohnehin an das, bereits bestehende Nutzerkonto gekoppelte, Dienstleistungs-Portfolio. Auch hier findet man mit genügend Kritikfähigkeit und einer Spur Paranoia den stillen und klammheimlichen Versuch, Schrittweise nach und nach die Nutzerströme auf eigenes Territorium zu lenken, wo mit angehend vollkommener Sicherheit vor allem aus immer detaillierterer Protokollierung der Verhaltensmuster betrieben wird – Verborgen unter dem Deckmantel von hochwertigen Dienstleistungen, welche keine direkten Kosten für den Nutzer erzeugen.

„Einfließen, Konvertieren, Monopolisieren, Monetarisieren“ – Stück für Stück baut Google ein Monopol auf

Neben den privaten Nutzerströmen steht ab 2013 auch für kommerzielle Anbieter, welche sich bisher kostenlos im, mittlerweile als Google Shopping gelabelten, Produktverzeichnis wieder: Wer in Zukunft hoch gerankt werden will – oder überhaupt im Verzeichnis dort zu erscheinen gedenkt, wird zur Kasse gebeten. Schon früher wurde, damals noch mit ein wenig Spott, darüber gemutmaßt, wann der Google-Konzern dazu ansetzen würde, neben der Indexierung des Internets und seiner eigenen Nutzer auch in den Bereich des bis dahin von anderen Größen wie Amazon.com dominierten Bereich des eCommerce einzudringen. Die Antwort hat uns das Unternehmen mit diesem Schritt gegeben. Zwar betreibt Google keine eigene Logistik und Infrastruktur, wie etwa Amazon, doch wer sich der kapitalen Größe dieses Konzerns bewusst wird, der weltweit operiert und auch bei höchsten Beträgen mühelos mitzuspielen in der Lage ist, dem schwant dabei zweierlei: Entweder überlässt Google die Abwicklung den Händlern, deren Listung und Vermittlung gegen Gebühren erfolgt, oder aber der Konzern beginnt schlichtweg, sich ein solches Netzwerk aus dem Ärmel zu schütteln.

Wenn Google ohnehin alles in sich vereinnahmt: Warum wäre der hypothetische Fall von Facebook noch tragisch?

Zwischen Facebook und Google verhält es sich in etwa wie in den beliebten Kindergeschichten: Ein kleines gallisches Dorf gegen das römische Imperium. Nicht, das es sich bei Facebook um einen Helden mit weißer Weste handeln würde, jedoch steht die Lage zwischen den Unternehmen so, das Facebook der letzte Dienstleister ist, welcher nicht ohne weiteres durch Google durch sein Einschleichen in den Markt oder der Aufwendung von großen Investitionen in das eigene Imperium eingegliedert werden könnte. Facebook lässt sich nicht kaufen. Zumindest nicht von Google, soviel ist sicher. Und solange dieser Fakt bestand hat und die Masse der Nutzer sich weiterhin für das bereits gewohnte und gewissermaßen auch lieb gewonnene Netzwerk von Marc Zuckerberg entscheidet, bleibt dem Konzern die vollumfängliche Vereinnahmung großer und größter Nutzerströme verwehrt.

Diese Stellung, die Facebook bisher erfolgreich innehält, sichert zumindest den Bereich der sozialen Netzwerke vor dem Zugriff des Suchmaschinengiganten, der sich dazu anschickt, eine alternativlose Zentrale des Internets und unumschränkte Hegemonialmacht des Globalen Datenverkehrs zu werden. Konkurrenz war schon immer belebend für das Geschäft – Und solange weltweit die Wächter des Wettbewerbs die Augen vor der Expansion der Google Inc. verschließen, sollten wir wohl auch um eine datenschutzrechtlich zurecht kritisierte Plattform wie Facebook froh sein, die einen wichtigen Bereich vor dem Erreichen einer endgültigen Monopolstellung von Google bewahrt.

3 Kommentare
  1. nohh sagte:

    danke für die ausführliche betrachtung. ich bin mir sicher, dass google+ nicht an facebook herankommt. warum sollen sich menschen auf zwei portalen austauschen. ich kenne fast keinen, der google+ nutzt. und wer keine eigene website hat, muss auch kein google konto haben.
    ich sehe deshalb keinen grund, weshalb sich der otto-normal-surfer bei google anmelden sollte, es bietet derzeit keinen mehrwert.

  2. Lina sagte:

    Naja, ganz so sehe ich das nicht. Google+ bietet schon auch klare Vorteile gegenüber Facebook & Co. So ist es klarer strukturiert, und die Handhabung ist auch einfacher als bei Facebook. Man hat eigentlich alle Funktionen von Facebook und Twitter, nur dass man
    zudem mit Hilfe von sogenannten “Circles” verhindern, dass jeder deine Posts sehen kann. Allein diese Funktion kann sich unter Umständen als entscheidender Vorteil erweisen, warum Google+ in Zukunft einen großen Zustrom von Usern haben wird.

  3. mathias sagte:

    Also ich finde auch, dass google+ es schwer haben wird sich durchzusetzen.
    Bei vielen Portal/ Foren etc. kann man sich mit facebook/ twitter anmelden aber nicht mit google+. So benötigt man einen facebook-account aber keinen google+ account. Und so lange sich das nicht ändert (darauf hat google wenig Einfluss), wird auch an der Vormachtstellung von facebook im Bereich social-media nichts ändern.

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