Barrierefreies Webdesign: Das gilt es zu beachten

Bei der Gestaltung einer Website denken KMU nur selten an Menschen mit Behinderungen. Doch auch User mit kognitiven oder körperlichen Störungen surfen im Web, häufig selbstverständlich mit dem Intention, Produkte und Leistungen zu erwerben. Zu den Einschränkungen zählen etwa Farbenblindheit, Taubheit, motorische Störungen in der Sehkraft oder auch Konzentrations- und Lernschwierigkeiten. Um diesen potentiellen Kunden den Besuch auf einer Unternehmens- oder Produktwebsite zu erleichtern, sollten beim Webdesign die sogenannte Web Accessibility berücksichtigt werden. Darunter versteht man den Zugang bzw. die Rezeption von Webinhalten. Die Accessibility lässt sich bereits mit einfachen Mitteln umsetzen. Doch nach welchen Vorgaben sollten sich Webdesigner richten?

Guidelines für barrierefreie Webseiten des W3C

Wer sich mit behindertengerechtem Internet-Surfen auseinandersetzt, der kommt an einem Gremium nicht vorbei: dem W3C. Das „World Wide Web Consortium“ regelt die Standards für barrierefreies Webdesign und hält diese in den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG)2.0 fest. Dieses Regelwerk ist in vier Prinzipien unterteilt, die als Fundament dienen:

1. Wahrnehmbar – Informationen und Bestandteile von Websites müssen so präsentiert werden, dass der Benutzer sie wahrnehmen kann.

Dieses Prinzip fordert unter anderem Textalternativen zu nicht Nicht-Text-Inhalten wie ASCII-Art oder Emoticons, damit dem Benutzer die Wahl zur Content-Rezeption bleibt. Diese Alternativen können zum Beispiel Braille oder eine Großschrift sein. Rein dekorative Nicht-Text-Inhalte sollten so implementiert werden, dass assistierende Techniken diese problemlos ignorieren können. Bei Audio- oder Videoinhalten empfehlen sich Untertitel oder die Übersetzung in Gebärdensprache.

2. Bedienbar – Alle Bestandteile der Website inkl. Navigation müssen für die Benutzer bedienbar sein.

Dieser Punkt bezieht sich vor allem auf die Verfügbarkeit aller Funktionen über die Tastatur. Darüber hinaus sollten Zeiteinteilungen vermieden werden, um den Benutzern genügend Zeit zu gewähren, die Inhalte der Website zu studieren. Blinkende oder anderweitig animierte Elemente sollten die Option beinhalten, diese pausieren lassen können. Insgesamt ist eine flexible, aber einfache Website-Struktur empfehlenswert.

3. Verständlich – Informationen und Bedienung der Website müssen für die Benutzer verständlich sein.

Hier wird noch einmal die inhaltliche und funktionale Struktur von Webpräsenzen angesprochen. Beträgt etwa der redaktionelle Teil einer Website ein Leseniveau, das über eine niedrige, sekundäre Schulbildung hinausreicht, dann sollte eine zweite, versimpelte Variante bereit gestellt werden. Dabei sind Fremdwörter, Abkürzungen oder ähnliches zu vermeiden. Das Prinzip der Einfachheit gilt auch für die Navigation der Seite sowie integrierte Widgets etc.

4. Robust – Alle Informationen müssen so robust sein, dass verschiedene Benutzeragenten inklusive assistierender Technik diese interpretieren können.

Ein weiteres Kriterium ist die Kompatibilität der Website mit Benutzeragenten und assistierenden Techniken. Die Umsetzung bezieht sich vor allem auf die Syntax der Seite sowie auf verschiedene Skripte und Werte. Für die meisten Aspekte der vier Prinzipien stehen übrigens diverse Analyse- und Erkennungs-Softwareprogramme als Unterstützung zur Verfügung.

Wie sollte eine barrierefreie Website aussehen?

Eine Website im Sinne einer hohen Web Accessibility zu entwickeln, muss sich nicht negativ auf die Optik auswirken, ganz im Gegenteil. Eingebettet in ein durchdachtes Gesamtkonzept, fügen sich die Maßnahmen für barrierefreies Surfen einwandfrei in die Webpräzenz und das (Corporate) Design ein. Um diese Herausforderung glänzend zu meistern, ist die enge Zusammenarbeit zwischen Designer und Programmierer unverzichtbar. Es gilt genau zu klären, wie sich Design mit den WCAG 2.0 vereinen lässt und welche behindertengerechten Techniken notwendig sind.

Im Anschluss können noch Mittel zur Steigerung der Sichtbarkeit wie Suchmaschinenoptimierung integriert werden. Die Investition in eine barrierefreie Website lohnt sich, da diese nicht nur die Kundenreichweite erhöht, sondern auch ein Stück weit unternehmerische Social Responsibility demonstriert.

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