Vom offenen Web zurück in die Sandbox – Teil 2.2

Eine Betrachtung auf die Entwicklung von Google und der SEO-Branche in drei Akten
In Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

…bis in die Gegenwart… (Zweiter Teil)

Die Hyperlinks die die Google Crawler durch die vergleichsweise an Zahl und Umfang geringen Inhalte (Web Content) des frühen World Wide Web führten, stellten in den späten 1990er Jahren also zunächst die einzige Möglichkeit dar, weite Teile des bekannten Internets zu durchsuchen und der geplanten Katalogisierung zu unterziehen um das Angebot der Suchmaschine Google zu erweitern. Die dabei generell in Textform (In Grafiken gebundene Informationen werden bis heute generell von Google nicht erfasst und müssen separiert für die Spider im HTML-Quelltext deklariert werden) dargebrachten zur Erfassung freigaben und durch die Bots des Unternehmens nach bestimmten Schwerpunkten in Form von Suchbegriffen, sogenannten Keywords durchsuchte (Siehe → Content-Indexierung). Anhand dieser definierten Kriterien wurde eine Kategorisierung vorgenommen, die die für den eingegebenen Suchbegriff höchstwahrscheinlich relevante Verknüpfungen als Hyperlink auf einer organischen, dynamisch generierten Suchergebnisseite sortiert wieder gab und dem Nutzer zur Verfügung stellte.

– Die ersten Google Crawler erfassen das World Wide Web, die Geburtsstunde der SEO-Agenturen –

Dieser Augenblick war ebenfalls die Geburtsstunde der SEO-Agenturen, die im unregulierten und mit kaum gemeinsamen Standards versehenen Internets die Aufgabe übernahmen, den Content des Kunden entsprechend für diese Erfassung und positive auf Relevanz abzielende Prüfung aufzubereiten.Es entstand in wortwörtlicher Windeseile eine ganze Branche, die sich auf die optimierte Darreichungsform von Informationen für die von Google ins Web entsendeten Bots spezialisierte: Die SEO-Branche (Search Engine Optimization),die später unter dem Oberbegriff des Suchmaschinenmarketings als Teilgebiet dessen definiert wird, einem der Mittel des Online-Marketings durch die Optimierung von Inhalten und technischen Frameworks (Wie etwa Content Management Systemen) zur Verbesserung der Kundenplatzierung innerhalb der organischen Suchergebnisse in den Google SERPs und durch gezieltes Search Engine Marketing dem Bewerben von definierten Claims und dem erzeugen einer konsistenten Brand Presence zur Reichweitensteigerung des Kundenprodukts in den angepeilten Zielgruppen, die über die für das Internet klassischen Formen der Bannerwerbung (Banner Ads) über das Affiliate Marketing durch Partnerwerbung bis in das Social Media Marketing (SMM) , das bis zur Etablierung der Social Networks vorrangig in den Vorstufen der heutigen sozialen Netzwerke, den Internet-Foren und Communities oftmals in Form des Cloaked Marketing in Erscheinung getreten ist.

– Neue Marketingformen entwickeln sich im Mikrokosmos des Internets – Dank Google SEM

Anhand der bekanntgewordenen Kriterien der Suchalgorithmen wurden die ersten Webseiten angepasst und auch in der Entwicklung von HTML schlug sich diese Entwicklung nieder, Definitionen für die kontrollierte Erfassung durch die Spider und Crawler ( Ab dem Jahr 2005 z.B der „nofollow“ Rel-Tag ) wurden unter der Federführung der Google Inc. in die Syntax eingebunden und nach der konstant stattfindenden Expansion des Marktes, der das wachsende Internet mit sich brachte wurden auch die Erfassungskriterien der Suchmaschine immer feiner ausgearbeitet, da auch die Bedürfnisse der Nutzer sich weiter entwickelten, je mehr die technische Entwicklung der Standards zur Darstellung von Webseiten im Internet und andere web-basierende Technologien hergaben.

– Die frühen Tage: Hand in Hand mit den Webmastern das Web katalogisieren und für Google optimieren –

Es zählte schon bald nicht mehr nur allein der Inhalt einer Webseite, um auf den SERPs (Search Engine Result Pages) zu erscheinen: Anhand der Zugänglichkeit, Sprache und auch dem Umfeld einer Seite wurden die Webseiten mit dem bald als Google Pagerank bekannt gewordenen Kriterium nach Relevanz und Bedeutung eingestuft um der Flut an neuen Inhalten, gemeinhin der in der Branche vorherrschenden Sprache Englisch als „Content“ bezeichnet, Herr zu werden und der ersten, optimierten Indexierung, SEO-Maßnahmen, wie etwa der Erstellung von möglichst breit gefächerten Suchworten oder gar in den Hintergrund einer Webseite unsichtbar eingebundenen Suchbegriffen (Aus dem englischen: Keywords) entgegen zu wirken und diese, meist unseriösen SEO-Maßnahmen zu bekämpfen.

Denn dass diese selten zum gewünschten Ziel führten wurde den Beteiligten, allen voran der Google Inc. sehr schnell klar. Was fortan als „Black-Hat“-Suchmaschinenoptimierung benannt und rigoros sanktioniert wurde, ganz zu Recht, wie jeder seriöse SEO-Profiler ohne zögern bestätigen wird:

Denn schon in der frühen Entwicklungsphase der Suchmaschine standen ausreichend legale und nicht sanktionierte Mittel der Optimierung zur Verfügung. Begriffe, die heute als selbstverständlich und unbedingt zu meiden galten, fanden in diesem Zeitraum ihre erste Prägung durch auftretende, handfeste Probleme, die erst noch definiert und so schnell wie möglich unterbunden werden mussten werden mussten.

Black Hat SEO als allgemein anerkannter und verwendeter Fachbegriff bezeichnet SEO-Agenturen und einzelne SEO-Profiler und SEM-Agents, die gezielt Schwächen und Fehler des Suchalgorithmus von Google bewerben und ausnutzen. Im Laufe der Zeit erweiterte diese Definition sich ebenfalls auf EULA Violations, Maßnahmen zur Popularitätssteigerung einer Webadresse, wie etwa dem Link-Spamming, ebenso des Einbaus von Code, der aktives Content Cloaking betreibt, der also das Auslesen der Inhalte durch den Google Spider gezielt manipuliert während der Verbraucher vollkommen anderen Content erhält. Es wird zusätzlich, nach Grad der Legalität der Maßnahmen, von White Hat oder Grey Hat SEO gesprochen. Der wohl bekannteste Vertreter der ersten Stunde der als Black-Hat geflaggten SEO-Maßnahmen war wohl der Keyword Spam. Diese populäre Methode basierte darauf, die Katalogisierung des behandelten Angebotes nachhaltig zu beeinflussen: Durch eine Vielzahl, bis in die mehreren Tausend gehenden, thematisch gruppierten oder alphabetisch sortierte Einflechtung von Keywords in den Quellcode und in das darin definierte Erscheinungsbild einer Webseite vermochten die ersten Black-Hatter eine unglaubliche Keyword-Bandbreite für die von ihnen „optimierten“ Webseiten erreichen.

– Nicht nur auf Keyword Spamming erfolgte schnell die Penalty durch Google: Ein erfolgreiches Konzept –

Es zeigte sich der erbitterte Ernst, mit dem der damals noch viel belächelte – hinter der Hand jedoch gefürchtete – kleine Inc. die hinter der Suchmaschine Google stand, das angestrebte Firmenziel zu verteidigen bereit war um konsequent hochqualitativen Content zu fördern, das Benutzererlebnis auf Google.com zu verbessern und vor allem seine Guidelines zur Google-Optimierung einer Webseite rigoros durchzusetzen und damit einen de-facto Standard zu schaffen. Denn der Erfolg der Schwarzhüte sollte nicht lange währen und die konsequente Abwertung der von Black-Hat-Maßnahmen betroffenen Objekte darf mit Fug und Recht als „verbrannte Erde“ bezeichnet werden.

Währenddessen waren die Google Exploiter weiter nach dem Prinzip des „Hit and Run“ vorgegangen: In kurzen, präzise durchgeführten Aktionen ihre zeitlich straff geplanten Maßnahmen und Eingriffe in das korrekte Page-Ranking und der Domainpopularität einzubringen und dabei möglichst viel Geld damit zu ergaunern. Der Verkauf von scheinbar wertvollen Top-Level-Domains wäre hier zum Beispiel anzuführen.

Dieses Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Sheriffs (Google Engineering Team), den Guten (White Hat SEO), den bösen (Black Hat SEO) sowie den Hässlichen (Grey Hat SEO) zieht sich mit anderen Mitteln, aber nach den selben Schemen bis heute hin, nur das die Eskalation ebenso wie die Werte um die es bei diesen schnell durchgeführten Manipulationen und Ausnutzen der Schwächen der Algorithmen um bedeutende Summen geht und die Infrastruktur kleineren Armeen gleichgestellt ist, denn erfolgreicher Betrug war und ist ein wenig populäres, dennoch sehr einträgliches Geschäft, das viele moralisch flexible Techniker und Vermarkter sowie Algo/Logarithmen-Spezialisten anzulocken scheint.

– Erstes High Noon im Internet: „The Good, the Bad and the Ugly“ alá Google, wider dem Black-Hat-SEO –

… Fortsetzung folgt morgen!

1 Antwort
  1. Hans-Joachim Hauschild sagte:

    Ein großes Lob an Gerda Schmied. Deine Artikelreihe “Vom offenen Web zurück in die Sandbox” ist eine der besten Zusammenfassungen der Entwicklung des Internet, vom Spielzeug für Nerds hin zum allgegenwärtigen Informations- und Kommunikationsmedium.

    Chapeau! von einem Leser der auch schon seit 20 Jahren online ist!

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