Wie David gegen Goliath – Die Verlage gg. Google

Wie einst David gegen Goliath – Die deutschen Verleger gegen den Google-Konzern

Wie auch die deutschen Medienhäuser ihren Anteil am Kuchen der „Google-Industrie“ erhöhen wollen.

Das es um die Printmedien in der westlichen Welt nicht unbedingt gut bestellt ist, das ist längst kein Geheimnis mehr. Was anfangs als technologisches Strohfeuer abgetan wurde, hat sich zu einer weltweiten Medienlandschaft entwickelt, die über Landesgrenzen hinweg im Internet miteinander in Konkurrenz stehen. Das Online-Marketing läuft heute über die Suchmaschine Google und wie niemals zuvor, stehen klassische Medienanbieter unter dem Druck, Einnahmen zu generieren. Sich quasi „an der Quelle des Internets“ bedienen zu wollen, scheint den Medienhäusern die bequemste Möglichkeit, was sie jetzt mit einem Gesetz festsetzen wollen. Bahnt sich hier ein Schuss ins eigene Knie an? Wir betrachten die Situation im folgenden Artikel.

Das Vorgehen der deutschen Medienhäuser – Ein verzweifelter Griff nach dem goldenen Strohhalm?

Die Medienhäuser kämpfen seit 2008 mit massiven Einbrüchen in den Umsätzen durch Werbe-Platzierungen, gerade in den Printmedien stagnieren die Umsätze in gleichem Maße, wie die Abwanderung der Konsumenten auf digitale Plattformen an Zuwachs gewinnt. Die Verbreitung von immer neuen, nutzerfreundlichen und sehr erschwinglichen Mobilgeräten, die es auch „on the go“ ermöglichen es nahezu unabhängig von klassischen Vertriebswegen, digitale Medien im Internet aus vielen Quellen zu konsumieren. Kurzum: Die Verleger haben die Chance, die ihnen die neue Technologie geboten hat, verstreichen lassen und sieht nun ihre Felle davonschwimmen.

Die vorgebrachten Argumente sind wenig stichhaltig – Nur ein Vorwand für neue Geldquellen?

Argumentiert wird hierbei damit, dass die News-Aggregatoren wie Google News sich unberechtigt an den Inhalten der Online-Angebote bereichert, da die sogenannten „Snippets“, also die Auszüge aus indexierten, katalogisierten und aus der Plattform bereitgestellten Vorausansichten der Artikel der Online-Präsenzen der Verlagshäuser dazu führe, das der Nutzerfluss nicht mehr auf dem eigentlichen Angebot der Medienhäuser führe und somit die Einnahmen durch Werbung, etwa durch Anzeigenschaltung und Produktplatzierung, Einbußen hinnehmen müssten, was man vom Suchmaschinenkonzern künftig in barer Münze vergolten sehen möchte. Notfalls per Gesetz.

Belgien und Brasilien : Die Medien-Giganten im Kampf um die Fleischtöpfe mit dem Titanen des Internets – mit und ohne Lösung

Zwei mahnende Beispiele für den Fehlschlag solcher Grabenkämpfe im Online-Marketing sind hierbei Brasilien und Belgien, in denen jeweils auf anderem Wege die Verlage anstreben, für ihre Inhalte in Google News eine Vergütung zu erhalten. Während in Brasilien insgesamt 154 Tageszeitungen gemeinsam beschlossen haben, ihre Inhalte nicht mehr für Google News bereit zu stellen. In Belgien sind die Vertreter der Medienbranche zunächst einen „deutschen“ Weg gegangen und haben ihr „Recht“ 2011 vor Gericht erstritten – Und den Zuschlag der Judikative erhalten. Daraufhin entfernte Google die bestrittenen Online-Medien aus seinem Index, was binnen Tagesfrist eine empörte Reaktion der Verleger zu Folge hatte, denn ein Ausschluss aus dem Index der Suchmaschine bedeutet die faktische Bedeutungslosigkeit. Ein Einbruch der Besucherzahlen war unmittelbare Folge. Erst die Zusicherung, keine Strafzahlungen aufgrund von Verletzungen des Urheberrechts einzufordern führte dazu, die Online-Magazine und Angebote wieder in den Index aufzunehmen.

So könnte auch in Deutschland ein Mittelweg aussehen – Doch lenken die Verlage ein?

Das sollte der deutschen Verlagswirtschaft Beispiel genug sein, das ein Angriff auf den weltgrößten Suchmaschinenanbieter, über den rund 80% aller Suchanfragen direkt auf die Angebote der Verlage geleitet werden, in einer aggressiven Form zu keinem Ergebnis führen kann und wird. Das unterstreicht auch der Streit der deutschen Rechteverwerter-Vertretung GEMA, die seit Jahren das Online-Videoportal YouTube bestreitet und eine Einigung über Abgaben für urheberrechtlich geschützte Werke unmöglich macht und dem Streben der deutschen Verleger ähnlich sieht: Man will den ganzen Arm, wo Google die Hand reicht. Denn in den meisten Ländern hat eine solche Einigung längst stattgefunden, während in deutschen Landen die Anzeige „Das tut uns Leid“, mit dem Hinweis der Unverfügbarkeit in Deutschland auf jedes Video gelegt wird, welches auch nur annähernd Anspruch auf eine Vertretung durch die GEMA hat und seit jeher Unmut bei den Verbrauchern aufruft, welche das Konsumerlebnis haben. Grund dafür: Die deutschen Rechtevertreter sind schlichtweg zu gierig, ihre Forderungen zu hoch. Doch wie führt ein Weg aus dieser Lage heraus?

Kooperation statt Kampfansage: Der gescheiterte Angriff der belgischen Medienhäuser zeigt den Weg

Die Einigung der belgischen Medienlandschaft mit der Google Inc. zeigt jedoch auch, wie die Vernunft über den Weg der Kooperation Sieger werden könnte und mit einem Kompromiss beide Seiten ins Reine miteinander bringen könnte: Statt durch per nationaler Gesetzgebung eine erzwungene und unflexible Abgabenerhebung einzuführen, einigten sich die Parteien darauf, dass Google seine Dienstleistungen für die Bewerbung der Medien der „Copiepresse“, dem klagenden Verband, bereitstellen wird und die Verleger im Gegenzug zukünftig für ihr Online-Marketing die Werbedienste wie Google AdWords einsetzt, um die eigene Reichweite zu erhöhen. Weiterhin wird Google sein Know-How bereitstellen, um durch Abonnenten-Systeme und Paywalls den Verlagen die Mittel an die Hand zu geben, um ihre Inhalte besser vermarkten zu können.

Fazit: Google kann und will, wenn das Angebot stimmt. Siegt die Vernunft auch in Deutschland?

Diese Lösung könnte für den Krieg um die Klicks im Online-Marketing der einzige gangbare Weg werden, bei dem ein Kräftemessen mit dem Suchmaschinenbetreiber Google ausbleibt und es zu keiner Eskalation kommt, die wie im Beispiel von Brasilien und Belgien im Endeffekt nur das Streitobjekt, den Nutzer, darunter leiden muss, dessen Benutzererlebnis durch die Ausschlüsse und die Unverfügbarkeiten deutlich leidet. Fakt ist: Google hat in diesem Kampf auf internationaler Ebene schlicht den längeren Atem – Daran wird die deutsche Gesetzgebung nichts ändern. Wir hoffen auf eine einvernehmliche Lösung, welches die Medienwelt wie gehabt belässt und nicht aus Gier und Neid den Kampf um die Einnahmen aus dem Online-Marketing eskalieren lässt.